In der Lübecker Strasse. 43 in Berlin Moabit befindet sich der Projektraum LS43. Mit seiner altbautypischen Kombination von Ladengeschäft und mehrräumigem Souterrain bietet er vom 22.-23. Juni 2018 die perfekte, geräumige Kulisse für die üppige Performance Staub und Schatten, mit der Videokünstler Jakob Klaffs eine performative Installation als Einen Parcours für die Melancholie schafft.
Wir haben einen langen Abend vor uns, sagt Klaffs beim Empfang und erklärt kurz, dass es Führungen und Einzelsitzungen geben wird, für die man sich anmelden muss, und dass es am Besten sei, ganz am Anfang und ganz am Ende dabei zu sein, d.h. so von 20.30 bis 23.45 Uhr!
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Eröffnet wird der Abend durch ein Intermezzo mit dem Titel Melancholie fehlt, das eine Szene nach einer Party zeigt. Hier ist Joy (Johanna Boczianowski) so betrunken, dass sie in einem Sessel hängt, vor sich hin dämmert und auf den Boden rutscht, während Mel (Luise Grell) hysterisch hinter einem goldenen Vorhang über die Party sinniert, ihre Klamotten mehrfach wechselt, wie ein Revuegirl keck den Po rausstreckt und die Party mit den Worten Ein Fest wie eine Sahnetorte, aber ohne die Kirsche beschreibt.
Eigentlich bin ich oben für die Melancholie zuständig, aber die ist gerade nicht da, ja…. ich zeige Ihnen mal die unteren Räumlichkeiten, sagt Mel dann und beginnt ihre Führung durch die Installation, während Joy noch immer benommen neben ihr steht.
Durch die Installation begleiten mich anschließend die Schauspieler und Musiker. Sie weihen mich in die Geheimnisse des Ortes ein und es herrscht ein mal strenger, mal gezwungen komischer Ton, während ich Räume und Situationen intensiv erfahre.
Im Wartezimmer für Mrs. Malady sitze ich, schaue noch mal schnell in den Wikipedia-Artikel zur Melancholie und werde dann ganz formvollendet, wie beim Zahnarzt, in das Beratungszimmer beordert.
Die Einzelsitzung mit Mrs. Malady (Vera Maria Kremers) ist eine Aufführung, deren Hauptperson ich selbst bin. Mittels magischer Karten ermitteltet die imposante Mr. Malady hier meinen Temperament-Typus (ich bin vorwiegend sanguinisch!) und mixt mir begleitet vom Akkordeon, eine aus kleinen bunten Flakons gemischte Medizin (Himbeerlimonade mit Brausepulver). Kurz fühle ich mich in die Zeit versetzt, in der wir als Kinder mit Beharrlichkeit unsere Spiele ausheckten und auch Mrs. Malady scheint es so zu gehen, denn wir beide lachen kurz kieksend auf und setzen dann ernst das Zeremoniell fort. Dabei schaue ich durch das Fenster vom Wohnzimmer auf die Installation Das Grab der Geister des Ortes. Absoluter Höhepunkt der Vorstellung ist die eigens zu meinem Typus ausgewählten Musik (Plaisir d’amour), herrlich und ganz exklusiv nur für mich gesungen von der Zeremonienmeisterin höchstpersönlich, wunderbar begleitet am Akkordeon von ihrer Sprechstundenhilfe Sandy (Silke Lange).
Nachdem der Raum nur so vor Klang erbebt ist, händigt mir Mrs. Malady mein Elixier aus und erstarrt. Ich entschwebe durch das Vorzimmer Wald aus der Konsultation.
Bei einer zweiten Einzelsitzung finde ich mich in einem weiteren Kellerraum wieder, dessen Decke so abgesenkt ist, dass ich kurz Platzangst kriege. Die wird zwar nicht besser, als auch noch die hellste Kerze ausgeblasen wird, Joy hatte mir vorher jedoch versichert, dass sie ganz in meiner Nähe ist. Ich warte, es ist stockduster. Aus der anderen Ecke des Raumes raschelt und brabbelt es. Glädje (Idun Hansen) macht eine Kerze an, spricht mich in einer mir unverständlichen Sprache an (Schwedisch, das manchmal an einen norddeutschen Dialekt erninnert), es kommt zu Missverständnissen, dann stimmt sie, von Joy auf dem Akkordeon begleitet, eine so schöne traurige Ballade an, dass ich die Zeit vergesse. Als die Musik zu Ende ist, bedanke ich mich, Gladje bläst die Kerze aus, ich stehe auf und klettere von Joy begleitet über die von kleinen Elektroflämmchen beleuchtete Falltreppe wieder hinaus ins Freie. Puh, denke ich, das war jetzt alles in allem ein wahrer Selbsterfahrungtrip.
Zum Abschluss betrachte ich die zwei großen Videoinstallationen, von denen die am Meer mit dem Titel Der schmutzige Kiesel mir besonders gefällt und stelle eine fröhliche Leichtigkeit fest, die mich den ganzen Abend lang noch weiter begleitet.
Die performative Installation Staub und Schatten – Ein Parcours für die Melancholie von Jakob Klaffs fand am 22. und 23.6.2018 im Projektraum LS43 von 20.30 bis Mitternacht statt, und soll, so möglich, als nächstes in Frankfurt zur Aufführung kommen.
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