Masken-Richtschnur

Abstract: Ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) filtert und blockiert die Viren transportierenden Aerosole über seine Oberflächen. FFP2/KN95-Schutzmasken können bis zu 95% der Partikel filtern, 2-3 lagige Textil-Schutzmasken blockieren 6,15%- 49,29%, mit Filtern bis zu 68% der Partikel und OP-Masken 60%-80%, wenn sie rundum abschließen (würden). Abhängig davon, wieviel Atemluft an den Rändern des MNS vorbei als Leckstrom angesogen wird, verlieren alle Masken 5-70% ihres Schutzpotenzials. Generell können bei unsachgemäßen Auf- und Absetzen Viren in die Atemwege gelangen. Von der Dekontamination und Reinigung der Masken hängt in erheblichem Maße ab, wie effektiv ihr Schutz ist.
Damit der optimale Schutz einer Maske wirkt, ist zudem darauf zu achten, dass keine gesundheitsschädlichen Materialien verarbeitet, die Maske nur mit sauberen Händen angefasst, konstant gereinigt sowie die Nebenflüsse an der Maske vorbei reduziert werden. Die Maske sollte immer Mund und Nase bedecken und nicht unterm Kinn getragen werden.

Haben Textilmasken ab 2021 ausgedient? ©Maja Peltzer

Dieser Artikel wurde in der folgenden Version zum ersten Mal am 31.7.2020, 14:01h veröffentlicht. Aufgrund steigender Infektionszahlen und besonders ansteckender Mutationen von COVID-19 zum Jahreswechsel 20/21 wird das sachgemäße Tragen von Atem-Masken eine immer wichtigere Nicht-pharmazeutische-Schutzmaßnahme (NPI/Non-Pharmaceutical Intervention). Deswegen steht die Zusammenfassung der Ergebnisse dieser Recherche nun auch am Anfang des Artikels.

Die Maske ist weltweit zum Symbol der Corona-Pandemie-2020 geworden. Sie steht nicht nur für Solidarität sondern auch für eine Haltung, aus der heraus wissenschaftliche Erkenntnisse in politische Entscheidungen einbezogen werden. Eine Maske aus hygienischen und somit gesundheitlichen Gründen im öffentlichen Raum zu tragen, ist in der europäischen Kultur nicht verankert und eine alltägliche Maskenroutine, vergleichbar mit dem Zähneputzen, war bis vor kurzem gar unvorstellbar.

Konzertbestuhlung mit Masken-Träger. Haus der Kulturen der Welt (HKW), Dachterrasse, Festival 20 Sunsets, Berlin-Tiergarten. ©Maja Peltzer

Während wir nun den Sommer in vollsten Zügen genießen wollen, haben wir im Hinterkopf, dass die Gefahr einer Infektion mit SARS-CoV2 weiterhin besteht und fragen uns, was wir insbesondere über den Herbst und Winter tun können, um die Verbreitung der Infektion zu entschleunigen, sowie uns und andere zu schützen. Wir stellen uns mental auf die kältere Jahreszeit ein, in der wir uns nicht mehr so viel Draußen und in der Fläche-verteilt aufhalten und befragen unser Verhalten, wie es auf die neuen Erfordernisse der Pandemie einzustimmen und das Virus in seine Schranken zu weisen sei. Es fällt schwer, die drei C’s: closed spaces, crowded places, close-contact settings zu vermeiden und auch im Detail gelingt es nicht so richtig, das Tragen und insbesondere die Pflege der Maske in unseren Alltag zu integrieren, vielleicht auch, weil sich deren Funktion und Effektivität bis heute nicht in unserem Bewußtsein festgesetzt hat.[1]

Einschlägige Studien zeigen inzwischen deutlich, dass selbst das Tragen einfacher Masken zur Prävention von SARS-CoV2 einen erheblichen Beitrag dazu leistet, die Kurve der Neuinfektionen flach zu halten. Eine dieser Studien z.B. besagt, dass bei sachgemäßem Masken-Tragen von 50% der Bevölkerung die Verbreitung der Krankheit signifikant eingeschränkt und bei 80% ein erneuter Ausbruch verhindert werden kann.[2] Masken werden sich folglich bis zur verlässlichen Behandelbarkeit des Virus als neuer Alltagsgegenstand und Accessoire etablieren.[3]

Vor dem Supermarkt, August 2020. ©Maja Peltzer

Soll die Corona-Pandemie über den Herbst und Winter nicht wieder eine wachsende Zahl sozialer Räume verschließen, ist das Tragen von Masken also unerlässlich. Und tatsächlich nimmt mit dem Bekanntwerden der Effektivität von Masken zur Eindämmung der Corona-Pandemie die allgemeine Bereitschaft, eine Maske aufzusetzen auch in Europa von Tag zu Tag zu. Dabei beinflussen Material, Hygiene, Sitz und Aufbewahrung der Alltagsmasken, wie effektiv ihr Schutz ist.

Wie Viren sich über die Atemluft, feuchte Aussprache, Husten und Niessen in Tröpfchen- und Aerosolform in der Luft verteilen [4], und dann über Mund, Nase und Augen in die Schleimhäute der Atemwege gelangen und es abhängig von der aufgenommenen Virendosis zu einer Infektion kommt, hängt maßgeblich vom Tragen der Maske ab.[5]

Da viele Infizierte asymptomatisch sind und bei erkrankten Menschen die Infektiosität 2-3 Tage vor dem Auftreten der ersten Symptome besonders hoch ist [6], lässt sich der Kontakt zwischen Erkrankten und Gesunden häufig nicht rechtzeitig unterbrechen.[7] Deswegen ist die Optimierung der „nicht pharmazeutischen Maßnahmen“ (NPIs/Non-Pharmaceutical Interventions) wie Hände-Waschen, Abstand-Halten und Maske-Tragen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie so wichtig.[8] Besonders konstruktiv ist zudem eine gute Maskenhygiene, denn dann kann man sowohl die auf der Maske befindlichen SARS-CoV2 abtöten, wie auch zusätzliche Infektionen der Haut und Atemwege über Pilze und Bakterien vermeiden.

Maskenauslage im Kaufhaus, Berlin im Juli 2020. ©Maja Peltzer


Tröpfchen, Schmieren und Aerosole


Tröpfchen und Aerosole sind die „Transportmittel“ von Viren, die aus den oberen Atemwegen kommen. Als Tröpfchen gilt alles größer 4-5 Mikrometer (μm), als Aerosol entsprechend alles kleiner als 4-5 μm (1μm = 0,001mm), ein Corona-Virus misst 160 Nanometer (nm), also 0,000160 mm. [9] Der Unterschied zwischen Tröpfchen und Aerosol besteht neben der Größe aus dem daraus resultierenden Schwebeverhalten. Tröpfchen fallen in einem Radius von anderthalb bis zwei Metern zu Boden, Aerosole hingegen schweben länger. Ein Aerosol ist im Prinzip auch ein Tröpfchen, eben nur von einer viel kleineren Dimension. Wenn ein Tröpfchen schrumpft, durchläuft es das Aerosol-Stadium und ist so lange ein Träger des Virus, bis der Tropfen zu klein für das Virus ist, dessen feuchte Hülle dann komplett austrocknet. Bis das geschieht, können diese aus den Tröpfchen entstehenden Minitropfen in der Luft schweben und für ungefähr drei Stunden infektiös sein und eingeatmet werden.[10]

Die Forschung zur Wirksamkeit von Masken fokussiert sich so auch auf diese Minitröpfchen, denn alle größeren Tröpfchen sollen ebenso wie die viel kleineren Aerosole von Maskentexturen gefiltert und blockiert werden. Wenn die Maske jedoch durchfeuchtet ist, ist ihr Schutz komplett aufgehoben und sie muss sofort gewechselt werden. [11]

Bei Schmierinfektionen respektive Kontaktinfektionen sind Aerosole als das kleinstmögliche Medium für Viren ebenso die Hauptdarsteller und können von Oberflächen über die Hände in die Schleimhäute der Atemwege gelangen. Das regelmäßige Desinfizieren von Oberflächen allerdings ist vorrangig im Gesundheitswesen notwendig, da dort die Viruslast mit COVID-19 größer als im öffentlichen Raum ist, zumal hier allgemeines Masken-Tragen Abhilfe schafft. Auch ist ein geringer Einsatz von Desinfektionsmittel geboten, da durch deren erhöhten Einsatz die Resistenz von Keimen befördert wird. Das Hände-Waschen und das Reinigen von Oberflächen mit Seifenlauge ist im Alltag so auch das bessere Mittel zur Reduktion der Viren.[12]

Frühsport in Zeiten von Kurzarbeit und Social Distancing, Lassenpark Berlin-Schöneberg im Juli 2020. ©Maja Peltzer

Fremd- und Eigenschutz


Im Zusammenhang mit der allgemeinen Maskenpflicht in öffentlichen Räumen wird der Fremdschutz besonders betont. Fremdschutz ist der Schutz des Anderen und insbesondere der Schutz vor der Infektiosität eines Maskenträgers, der selbst nicht weiß, dass er Überträger ist. Alle Masken ohne Einweg-Ventil übernehmen hierbei abhängig von der Texturdichte und Filterfunktion mehr oder weniger gut eine Fremdschutz-Funktion, weil sie Aerosole aus der Atemluft des Trägers mit ihrer Oberfläche blockieren und filtern.[13] Masken mit Einweg-Ventil lassen die ausgeatmete Luft ungefiltert aus, wodurch das Durchfeuchten der Maske reduziert wird. Durch das Öffnen der Ventilklappe beim Ausatmen dienen sie ausschließlich dem Eigenschutz. Im Gesundheitswesen werden Masken mit Einweg-Ventil nicht getragen, da das Personal sich konstant in hoch infektiösen Umgebungen bewegt, sich infiziert haben und die Infektion weitergeben könnte.

Risikogruppen und partikelfilternde Halbmasken

Risikogruppen sollen sich unbedingt bestmöglich selber schützen, der Fremdschutz scheint für sie zweitrangig, weil sie nicht davon ausgehen, selber infiziert zu sein (was allerdings nicht immer zutrifft). FFP2/KN95-Schutzmasken sind partikelfiltende Halbmasken in Becherform, deren Besonderheit in der Kombination von einer Lage Filter-Vlies mit elektrostatisch aufgeladener Polymerstruktur und zwei weiteren partikel-blockierenden Vlies-Lagen, sowie einer hautfreundlichen Lage auf der Innenseite besteht.

FFP steht für filtering face piece, die 2.Klasse dieser europäischen Norm schreibt eine Filter-Schutzwirkung von 95 % für feste und flüssige Partikel vor. KN ist eine Klassifikationsstufe für partikelfilternde Masken der US-amerikanischen Bundesbehörde für arbeitsmedizinische Forschung (NIOSH), 95 steht für die Fähigkeit, mindestens 95 % der in der Luft befindlichen Partikel abzuscheiden. Bei FFP2 und KN95 handelt es sich also um zwei Bezeichnungen für den gleichen Standard.[14] Sie filtern Partikel bis zu einer Größe von > 0,0003 mm/0,3 µm.[15]

Bei gutem Sitz werden über die Oberflächen der FFP2/KN95-Masken Aerosole bis zu 95% gefiltert und blockiert, OP-Masken blockieren zwischen 60% und 80%, mehrlagige Textil-Masken blockieren je nach Machart zwischen 6,15%-68% der Aerosole.[16] Nicht alle, aber manche dieser Masken haben zudem ein Einweg-Ventil, durch das der Fremdschutz aufgehoben wird. (Vgl. hierzu die Empfehlungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM))[17] Im Sinne des bestmöglichen Eigenschutzes muss also jede(r), der zu einer Risikogruppe gehört, für sich entscheiden, ob sie partikelfilternde Halbmasken tragen möchte.[18]

Sich für eine mehrlagige Textil-Maske zu entscheiden, obwohl man zu einer Risikogruppe gehört, kann man davon abhängig machen, ob im öffentlichen Raum alle Masken tragen und die Eindämmung des Virenflugs durch die Summe der Masken ausreicht, um die Gefahr einer Infektion bestmöglich einzuschränken. Dann kann man die Ausgaben für FFP2/KN95-Masken reduzieren, sollte aber immer einige vorhalten. Die Gefahr bei FFP2/KN95-Masken ist, dass sie bei mehrmaligem Gebrauch ohne gelungene Dekontamination zu Infektionsschleudern werden können, während die Sterilisation von Textil-Masken leicht zu bewerkstelligen ist (siehe unter Masken-Hygiene hier im Artikel).

Bei großer Viruslast in der Umgebung sei Risikogruppen also angeraten, FFP2/KN95-Masken nach Norm DIN EN 149:2009- 08 zu tragen. Seltsam, dass von staatlicher Seite nicht jedem (bedürftigem) Angehörigen einer Risikogruppe als Präventionsmaßnahme ein Kontingent zur Verfügung gestellt wird. Das könnte Infektionen von Risikopatienten verhindern und das Gesundheitssystem erheblich entlasten.

Mein Sommer am Meer, Juli 2020, Schaufensterdekoration, Schneiderei in Berlin-Schöneberg. Foto: Maja Peltzer

Textile Masken

Paradoxerweise wird einfachen, textilen Masken die Eigenschaft, einen Eigenschutz zu gewährleisten, häufig ganz abgesprochen. Dem gegenüber steht eine aktuelle Studie des Instituts für Klinische Pharmakologie Tübingen und der Bell Laboraties Stuttgart von Chen et al., in der die Fähigkeit textiler Oberflächen untersucht wird, Partikel zu blockieren und Schutz vor Aerosolen zu gewährleisten.[19] Dazu wird die Durchlässigkeit von Gewebe, die sich aus dessen Fadendichte ergibt, getestet. Für Gewebe gilt grundsätzlich: je mehr Fäden verarbeitet sind, desto mehr wird blockiert. Folglich nimmt die Durchlässigkeit auch ab, je mehr Gewebe übereinander gelegt werden. Bei Gesichtsmasken können so viele Lagen übereinander liegen, wie das angenehme Atmen noch möglich ist.

Auf einer Online-Seite konstatiert das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit Stand vom 26. Juni 2020 zum Tragen von textilen Masken, dass mit ihnen die Geschwindigkeit des Atemstroms oder Speichel-, Schleim- und Tröpfchenauswurfs reduziert werden können und Chen et al. stellen in der als Preprint vorliegenden Studie How Efficient Can Non-Professional Masks Suppress COVID-19 Pandemic vom 3.6.2020 fest, dass die Porendichte der Oberfläche von textilen Gesichtsmasken deren Fähigkeit entspricht, Partikel zu blockieren.[20] Sowohl von Innen wie von Außen auftreffende Partikel können also von Textil-Masken blockiert werden und zwar in dem Maße, wie es die Dichte der Textur und der einwirkende Druck ermöglichen. Damit ist zum Einen belegt, dass auch textile Masken je nach Machart und Materialauswahl nicht nur einen gewissen Fremdschutz, sondern auch einen Eigenschutz gewährleisten. Zum Anderen spricht die Studie davon, dass abhängig von der Porengröße respektive Fadendichte die Blockadefunktion gegenüber Aerosolen und Viren zwischen 6,15% und 49,29% liegt.

Bei der Analyse von realen Infektionsgeschehen der COVID-19-Pandemie, in denen die Maskenpflicht frühzeitig eingeführt wurde, stellen Chen et al. zudem fest, dass das Tragen der Masken dieses erheblich verlangsamt hat. Sie betonen, dass selbst die einlagigen selbstgemachten Masken mit geringer Blockadefunktion hier einen positiven Einfluss haben. Folglich ist das Tragen von Gesichtsmasken die bei weitem nachhaltigste Methode zur Eindämmung der Pandemie, unabhängig davon, ob partikelfilternde Halbmasken, OP- oder Textil-Masken getragen werden. Chen et al. rufen in ihrer Studie so auch zu einer strikten weltweiten Umsetzung der Maskenpflicht für die Zeit der CORONA-19-Pandemie auf.

Meryl Streep fotografiert von Martin Schoeller mit Mir und der Berliner Schnauze von Der fremde Faden. Foto: Marc Peltzer

Passform und Sitz

Das Schwitzen unter der Maske und der Kontakt mit ihrer Textur ist für viele Träger ein so großes Problem, dass sie die Maske lockern, unter die Nase oder Kinn ziehen, ans Ohr hängen oder sonstwie versuchen, sich des Fetzens im Gesicht zu entledigen. Dieser Reflex zeigt, wie unangenehm vor allem langwieriges Masken-Tragen sein kann und dass nur das kontinuierliche Absetzen, Luftholen und Austauschen der Maske Abhilfe schafft. Manch einer, dem die Maske zu unangehm ist, greift zum Gesichtsvisier, das zwar den Flug der Aerosole hemmt und dem Eigenschutz dient, aber nicht rundum dicht ist und nur in Kombination mit einer einfachen Maske auch einen effektiven Schutz bieten kann.[21]

Ein optimaler Schutz durch Gesichtsmasken ist erst dann gegeben, wenn sie rundum gut abschließen. Ihre Paßform ist demnach ein wichtiges Kriterium für eine gute Wirksamkeit. Eine Studie der Institute für Strömungsdynamik und Schifftechnologie der TU Hamburg und Duisburg besagt, dass je nachdem, wie schlecht die Maske am Gesicht rundum abschließt, also wie groß die Lücken zwischen Haut und Maskenrand sind, zwischen 5 und 70% des durch die Barriere der Maske gewonnen Schutzes wieder verloren gehen kann.[22] Masken sollten also für einen bestmöglich Schutz gut sitzen, Mund und Nase bedeckt sein und wenn die Maske nicht mehr gebraucht wird, vorsichtig an den Ohrbändern abgenommen und gewaschen oder entsorgt werden.

Je nachdem, wie infektiös die Umgebung ist, kann die Berührung der Außenseite beim Abnehmen und generell nach dem Tragen zu einer erhöhten Ansammlung von Viren an den Händen führen, die dann doch wieder über Nase, Mund und Augen in die Atemwege gelangen können. Deswegen ist es auch nicht ratsam, die Masken unter dem Kinn oder am Ohr hängend zu tragen und dann wieder aufzusetzen. Die New York Times titelt in diesem Zusammenhang How not to wear a mask und erklärt mit Ilustrationen, welcher Sitz im Gesicht (nicht) geeignet ist.[23]

Passanten, Berlin im Juli 2020. ©Maja Peltzer

Masken-Hygiene

Die Faustregel ist: bei 60°C sterben die Viren sicher ab und wer seine Textil-Maske regelmäßig nach dem Tragen 5 Minuten auskocht oder in der Maschine mit einem 60°C-Waschgang wäscht, ist auf der sicheren Seite. Auch die Tenside von Seife zerstören die Schutzhülle von Viren nach 20 Sekunden, wodurch sie handlungsunfähig werden. Die Fachleute sind sich jedoch uneins darüber, ob sie zu kräftigem Einseifen der Mehrweg-Textil-Masken als geeigneter Reinigungsmethode raten sollen.[24] Ob Seife und Sonne dem Virus auch den Garaus machen können, sollte das Waschen bei 60°C mal nicht möglich sein, ist demnach fraglich. Das Bügeln bei hohen Temperaturen und mit Dampf kann helfen, wobei hier wirklich alle Nähte erhitzt werden müssen.[25]

Zur Handhabung von Gesichtsmasken gibt es inzwischen viele gute Anleitungen auf Youtube und in den sozialen Medien, in denen dazu geraten wird, die Alltagsmaske nach dem Tragen bis zum Waschen in einem verschließbaren Plastikbehälter zu verstauen.[26] Hier wird auch dazu geraten, Alltags-Masken immer nur mit frisch gewaschenen Händen auf- und abzusetzen, was sich im Alltag nur dann bewerkstelligen lässt, wenn man die Maske vor dem Verlassen des Hauses aufsetzt oder sich die Hände unterwegs waschen oder desinfizieren kann. Im Sommer 2020 macht das in Berlin allerdings kaum einer, hier wird die Maske vor dem Einkaufen schnell auf- und danach ebenso schnell abgesetzt. Sollten die Infektionsraten wieder steigen, wird es vielleicht notwendig, die Maskenhygiene auch an dieser Stelle strikter durchzuführen. Dann wird das mehrfache Tragen einer Alltags-Textil-Maske ohne Wechsel und Waschen bei 60°C auch ein No-Go.

Wie streng man die Maskenhygiene also handhabt, hängt sehr von der Höhe der Infektionsrate und der möglichen Virendosis um einen herum und davon ab, welche Routine sich jede(r) einzelne in der Befolgung der Schutzregeln selber auferlegt hat. Solange aber die Virendosis in unserer Umgebung relativ gering ist, kann die Maske an den Ohrbändern mit sauberen Händen und ohne Berührung von Mund, Nase und Augen auch unterwegs aufgesetzt werden und danach vorsichtig abgesetzt und separat verstaut werden. Ist man länger unterwegs, sollte man mehrere Masken dabei haben.

Frau mit Taschen voller Masken, Hochwanderweg in Beelitz, Brandenburg im Juni 2020. ©Maja Peltzer

Das Reinigen der Vlies-Masken


Bei Vlies- respektive Zellstoff-Einweg-Masken kann jegliche Wärmebehandlung deren Filterfunktionen beschädigen und das Material so verändern, dass es gesundheitsschädliche Stoffe absondert. Deswegen hat das Bundesgesundheitsministerium seine Wiederaufbereitungsempfehlung für Krankenhäuser am 7.Mai 2020 zurückgezogen.[27] Als Anfang des Jahres weltweit die Versorgung der Gesundheitssysteme mit Schutzmasken nicht gesichert war, haben sich namhafte Wissenschaftler zur Überbrückung der Lieferengpässe damit beschäftigt, wie Einweg-Masken wieder verwertet werden könnten. Wer also Einweg-Masken trägt und nicht wegschmeißen möchte, kann mithilfe des Artikels Reuse of N95 Masks ein System zur Wiederverwendung von OP- und KN95/FFP2-Masken entwickeln.[28] Eine 10-tägige trockene Lagerung der Masken, auch mit UV C-Licht kombiniert, scheint eine sichere Maßnahme zu sein, damit die auf ihnen befindlichen Viren, Bakterien und Pilze sicher absterben, bevor man sie wieder benutzt.

Medizinische Gesichtsmasken (OP-Masken)


Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfAuM) empfiehlt bei OP-Masken, nur TYP II und IIR gemäß Norm DIN EN 14683:2019-10 zu kaufen. Dabei bieten TYP IIR-Masken eine erhöhte Beständigkeit gegen Aerosole als TYP II-Masken.[29] Diesbezügliche Hinweise des BfAuM besagen: Medizinische Gesichtsmasken (MNS; Operations-(OP-)Masken) dienen vor allem dem Fremdschutz und schützen das Gegenüber vor infektiösen Tröpfchen desjenigen, der den Mundschutz trägt. […] Da der Träger je nach Sitz der Medizinischen Gesichtsmaske nicht nur durch das Filtervlies einatmet, sondern die Atemluft an den Rändern des MNS vorbei als Leckstrom angesogen wird, bieten medizinische Gesichtsmasken für den Träger kaum Schutz gegenüber erregerhaltigen Aerosolen, können jedoch Mund- und Nasenpartie des Trägers vor einem direkten Auftreffen von Tröpfchen und Aerosolen schützen, sowie vor einer Erregerübertragung durch direkten Kontakt mit den Händen.[30]

Grabbeltisch im Juli 2020, Berlin-Schöneberg. ©Maja Peltzer

PM2.5 – Aktivkohlefilter

Aktivkohlefilter mit der Bezeichnung PM2.5 (PM=particulate matter) filtern Partikel von 2.5 Mikrometern (2.5 µm = 0.0025 mm) und decken den Bereich von Aerosolen größer 0,0025 mm ab, denn wie oben erwähnt, werden als Aerosol jene Minitröpfchen bezeichnet, die kleiner als 5 µm (< 0,005 mm) sind.[31] FFP2/KN95-Masken filtern Partikel bis zu der Größe von 0,3 µm = 0,0003 mm, was etwa einem großen Virus entspricht. PM2.5-Filter decken also im Vergleich zu medizinischen Masken einen geringen Partikel-Bereich ab, in Textil-Masken bilden sie aber durchaus einen zusätzlichen Schutz. Einige Masken-Anbieter raten von deren Einsatz ab, da sie in ihrer Handhabung kompliziert und bei der Entsorgung infektiös sein können, was stimmt und auf alle Masken zutrifft, weswegen deren vorsichtige Handhabung nach dem Tragen ja auch so wichtig ist.

Es ist zu überlegen, ob PM2.5 Filter als Zusatz in Textil-Masken eingelegt werden sollten, wenn ein gesteigerter Schutz vor COVID-19 angestrebt ist. Sie ersetzen dabei in keiner Weise eine FFP2/KN95-Maske, weil sie nicht die gesamte Fläche der Maske abdecken, sie aus ganz anderen Materialien aufgebaut sind und ihnen insbesondere die elektrostatische Schicht fehlt. Auch sollten PM2.5-Filter nach einmaligem Gebrauch entsorgt werden. Da sie zwischen 35 und 45 Cent das Stück kosten und eine Einweg-OP-Maske für 50 Cent zu haben ist, ist die Entscheidung für den Einsatz eines PM2.5-Filters in einer Textilmaske wohl eher ein Kompromiss zwischen Schutz und Individualität, schließlich bleiben OP- oder FFP2/KN95-Masken immer als Massenprodukt erkennbar.

Bis heute ist ungeklärt, inwieweit Nano-Silber-Partikel in Masken nicht nur umwelt- sondern auch gesundheitsschädlich sind. Auch bei Filtervarianten wie HVAC-Luftfilter, die in Klimaanlagen verwendet werden und sehr effektiv Aerosole filtern, ist nicht geklärt, inwieweit deren Fasern eingeatmet werden und die Lunge schädigen könnten, wenn sie in Masken verarbeitet werden. Bisher ist wissenschaftlich nur für PM2.5 und KN95/FFP2-Partikel-Filter belegt, dass sie die Atemwege nicht schädigen, weswegen an dieser Stelle keine weiteren Empfehlungen gemacht werden können.[32]

Tragezeit von Masken

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) empfiehlt mit Stand vom 15.06.2020, wie lange FFP2/FFP3-Masken maximal getragen werden dürfen, bis eine Pause gemacht werden muss und stellt für Interessierte eine Tabelle zur Verfügung.[33] Grundsätzlich gilt, dass Alltags- wie FFP2/KN95- und OP-Masken bei Durchfeuchtung sofort abgesetzt und gewechselt werden müssen, weil dann die auf ihr gesammelten Aerosole durch die Schutzbarrieren diffundieren können. Bei einer FFP-Maske ohne Ausatemventil beträgt die maximale Tragezeit 75 Minuten. Die von der BGW angegebenen Tragezeiten beruhen auf der Annahme, dass die Person eine mittelschwere Tätigkeit unter „normalen“ klimatischen Umgebungsbedingungen ausführen muss und wurden aus langjährigen Erfahrungen abgeleitet.

Coronose-Fundstücke und -Eigenproduktionen. Selfie vom Juli 2020. ©Maja Peltzer


Masken-Fazit

Will etwa irgendjemand jetzt noch mehr über Masken lesen? Wohl eher nicht, also fasse ich mich kurz: Ein Mund-Nasen-Schutz (MNS) filtert und blockiert Viren über seine Oberflächen. FFP2/KN95-Schutzmasken können bis zu 95% Partikel filtern, 2-3 lagige Textil-Schutzmasken blockieren 6,15%- 49,29%, mit Filtern bis zu 68% der Partikel und OP-Masken 60%-80%, wenn sie rundum abschließen (würden).[32] Abhängig davon, wieviel Atemluft an den Rändern des MNS vorbei als Leckstrom angesogen wird, verlieren alle Masken 5-70% ihres Schutzpotenzials. Generell können bei unsachgemäßen Auf- und Absetzen Viren in die Atemwege gelangen. Von der Dekontamination und Reinigung der Masken hängt in erheblichem Maße ab, wie effektiv ihr Schutz ist.
Damit der optimale Schutz einer Maske wirkt, ist zudem darauf zu achten, dass keine gesundheitsschädlichen Materialien verarbeitet, die Maske nur mit sauberen Händen angefasst, konstant gereinigt sowie die Nebenflüsse an der Maske vorbei reduziert werden. Die Maske sollte immer Mund und Nase bedecken und nicht unterm Kinn getragen werden.[32]

Zur Visualisierung der Durchlässigkeit der eigenen Masken kann das Gewebe über eine Lichtquelle gehalten und durch eine Lupe die sichtbaren Lichtpunkte pro Quadratzentimeter gezählt und mit anderen Masken verglichen werden (Vorsicht: zwischen Licht und Lupe muß immer ein Stoff liegen, sonst beschädigt man die Netzhaut!). Je mehr Punkte zu sehen sind, desto durchlässiger ist das Gewebe.

Wie ich mit den Masken umgehe

Ich habe mir jetzt im Sommer zur Gewohnheit gemacht, die sauberen Masken in Butterbrottüten in der Tasche zu haben, sie vorsichtig vor dem Betreten eines Ladens an den Ohrbändern aufzusetzen und bis ich meine Einkäufe abgeschlossen habe, aufzubehalten. Wenn ich sicher weiß, dass ich mich wieder mit genügend Abstand von anderen bewegen kann, setze ich die Maske vorsichtig ab, packe sie in die Butterbrottüte zurück und diese dann zu den Einkäufen. Zuhause schmeisse ich die Tüte weg und lege die Maske beim Händewaschen gleich mit ins Becken, wo ich sie mit Reiseseife auswasche und danach, während ich meine Einkäufe verräume, auf dem Herd auskoche.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich wieder mit Maske das Haus verlassen werde, wenn die Infektionszahlen steigen. Jetzt im Sommer allerdings ist es komisch, mit Leuten, die nicht zu meiner Kernfamilie gehören, ohne Maske Zeit zu verbringen, weil wir immer diesen Abstand halten müssen. Es gab viele Treffen auf Bänken und irgendwelchen Mäuerchen auf dem Bürgersteig. Zu Hause passen 4 Leute mit Abstand an unseren großen Tisch und bei offenen Fenstern und mit einem Ventilator, der gegen die Decke pustet, geht das solange es draußen warm genug ist.

Hot Corona-Summer in Berlin, Juli 2020.©Maja Peltzer

Open-Air-Konzerte sind herrlich und neben der allgemeinen Verlangsamung des Alltags die vielleicht schönste Nebenwirkung der Pandemie. Für die kältere Zeit mache ich Pläne, unsere Freunde zu ausgedehnten Spaziergängen und zu Thermoskannen-Treffen an seltsamen Orten zu motivieren, mal sehen, ob’s klappt.

Ausserdem bin ich nach wie vor in der Maskenproduktion tätig und wer eine Berliner Schnauze oder Das kleine Schwarze von Der fremde Faden haben möchte, kann sie hier bestellen. Die Masken waren zum Anfang der Krise als schneller Behelf gedacht und haben einen reißenden Absatz gefunden. Damit sie in ihrer Handhabung, Komfort und Schutzfunktion den Anforderungen der Krise gerecht werden, war eine Optimierung der Stoffe und der Verarbeitung notwendig. Die hochwertigen textilen Alltagsmasken von Der fremde Faden kosten 20,00€ und werden per Post verschickt. Alle Masken sind von mir in Handarbeit hergestellt und waschbar bei bis zu 95°C in der Maschine oder 5 Minuten in kochendem Wasser auf dem Herd. In einer Masken-E-Mail bestellt Ihr Eure Modelle direkt bei mir und gebt Eure Adresse an. Pro Bestellung gibt es maximal 6 Masken.

Wie die Alltagsmasken Das kleine Schwarze und die Berliner Schnauze aussehen, könnt Ihr hier sehen und sie auch gleich bestellen.

Bezahlt wird entweder über den Freunde-Button bei PayPal an Maja Peltzer oder per Überweisung an: Kontoinhaberin Maja Peltzer, IBAN DE57 5108 0060 0035 3073 04, BIC DRESDEFF510 (Dresdner Bank Wiesbaden).

Bleibt gesund, setzt die Maske auf und lasst uns die Krise gemeinsam überstehen!

Eure Maja Peltzer von Der fremde Faden

Wer die Literaturverweise und Anmerkungen zu diesem Text einsehen möchte, schreibt bitte eine Mail an Maja Peltzer.