Die Könnerin einer fast vergessenen Kulturtechnik. Auf Deutsch y en Español

Andrea Milde, 2001, Sieben Marien, 165 cm x 450 cm, Bildwirkerei. Kette Baumwolle, 7 Fäden/cm, Schuss: Wolle, Baumwolle, Leinen, Lurex und diverse Acrylgarne. Ausstellungsansicht mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin. ©Maja Peltzer

Andrea Milde ist Bildwirkerin und beherrscht damit eine nur noch selten ausgeübte handwerkliche Kulturtechnik. Seit Anfang 2017 lebt sie mit ihrer spanisch-deutschen Familie in Berlin-Kreuzberg, nachdem sie 30 Jahre in Spanien und davon zuletzt 11 Jahre in dem 7000 Seelen-Städtchen Aguilar de Campoo in Castilla-León verbrachte. Eine Werkschau ihrer Arbeiten mit dem Titel „Nach Strich und Faden“ präsentierte sie vom 7. September bis 29. Oktober in Berlin-Pankow (Weiteres siehe unten). In der spanischen Provinz wiederum leitete Milde ein Kulturzentrum, das KUKU, wo sie mit Fokus auf die Bildwirkerei und auf die kulturelle Arbeit an der Basis der Gesellschaft textile Kunst und textile Intervention im öffentlichen Raum unterrichtete.

Ausgehend vom statischen Kulturzentrum reflektiert sie heute die Fortsetzung ihrer Kulturarbeit und das Leben als Künstlerin im boomenden Berlin und formuliert ihr Kulturprojekt zum KUKU-mobil um.

 

Der Bauwagen auf Tour

 

Modell des Bauwagens auf einem Caféhaustisch bei unserem Treffen in Berlin-Schöneberg. 2017 ©Maja Peltzer

Mit einem zur Mini-Weberei umgebauten Bauwagen, dem KUKU-mobil plant Milde für 2020 eine Tour quer durch Europa, von der portugisischen Atlantikküste bis ins Herz Europas: nach Berlin. Traditionelle Wanderweberinnen dienen ihr dabei als Vorbild: wie diese will sie Entwürfe anderer Künstler in Bildwirkereien umsetzen: und zwar zum Thema „Europa“.

In der ersten Phase ihres Projekts zeigt Milde die Entstehung der Teppiche, indem sie den Rahmen um die Öffnung, durch die sie beobachtet und angesprochen werden kann, als Bild- oder auch Bildschirmrahmen definiert. Ist das KUKU-mobil vom Konzept her eine interaktive Skulptur, so bezieht sich Milde thematisch auf Bilder, die Alltagsszenen in Werkstätten oder in der Küche zeigen. Gehören auch die Bodegones von Goya zu dieser Bildgattung, so sind jene Darstellungen von besonderem Interesse, auf denen textilverarbeitende, webende, stickende und spinnende Männer und Frauen zu sehen sind. Dazu gehören u.a. Las Hiladeras von Velázques, Der Weber von Liebermann, Weber von van Gogh und Der Weberzyklus von Kollwitz, aber auch zeitgenössische Fotografien z.B. aus Reportagen über die Textilindustrie. Diese Bilder sind überwiegend im Kontext der Verarmung von Handwerkern in Zeiten der industriellen Weberei entstanden. Sie thematisieren u.a. die Geschwindigkeit respektive Langsamkeit, mit der die handwerkliche Herstellung von Textilien verbunden ist. Wie die Geschwindigkeit des im KUKU-mobil gezeigten Handwerks und deren scheinbar obsolet gewordene Langsamkeit mit dem Zeitempfinden der digitalen Generation interagieren wird, ist eine der offenen Frage, denen Milde mit dem Projekt nachspürt.

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Europa als Kettfaden-Kontinuum

 

Milde wählt die mobile Werkstatt in Form eines umgebauten Bauwagens allerdings nicht nur, weil die Langsamkeit und das Nomadische zu ihr und zu ihrem Handwerk gehört. Vielmehr reizt es sie, Bilder nach Entwürfen von Künstlern unterschiedlicher Nationen, 10 an der Zahl, auf Kettfäden zu arbeiten, die nicht abgeschnitten werden, sondern durchgehend sind.

Nach Fertigstellung der Europa-Teppiche ist geplant, diese ähnlich den Bildern eines analog entwickelten Diastreifens und in Anlehnung an einen Comicstrip – quasi als Kettfaden-Kontinuum – auszustellen und damit zur Reflektion über das vereinte Europa beizutragen.

 

Die Künstlerin

 

Milde bei unserem Treffen in Schöneberg. 2017 ©Maja Peltzer

Ursprünglich an der Malerei interessiert, machte Milde auf Anraten ihrer Mentorin Annette Hülsenbeck in den 1980er Jahren eine Ausbildung zur Bildwirkerin in Aubusson an der École Nationale d’Art Décoratif, einer von drei staatlichen Ausbildungsstätten für Teppichwirkerei in Frankreich. Denn diese Jahrtausende alte, heute auch Tapisserie oder Gobelin genannte Technik, deren älteste erhaltene Fragmente in ägyptischen Grabbeilagen entdeckt wurden und deren bekannteste Die Dame mit dem Einhorn ist (die übrigens bei der Dekoration des Griffindor-Gemeinschaftraumes in den Harry-Potter-Filmen Pate stand), hatte es Milde angetan.

 

Andrea Milde, 2017, Dualidad (titulo laboral), 150 cm x 188 cm (detalle de la procucción). Tapiz, urdimbre: algodón, 7 hilos/cm, trama: lino, algodón, lana, seda, lurex de oro. ©Andrea Milde

 

Bildwirkerei: die Technik des unterbrochenen Schusses

 

Eindrucksvoll beschreibt Milde, wie das Einwirken der Farben und Motive in das textile Flächengebilde eines gewirkten Teppichs geschieht. Um die Lokalfarben des Bildes in das Gewebe einzuarbeiten, werden die verschiedenfarbigen Schussfäden auf eine je eigenen Spule gewickelt. Dann werden sie wie beim Stopfen abwechselnd über und unter die Kettfäden von Hand geführt (Leinwandbindung), mit einem Kamm verdichtet und die einzelnen Farbbereiche jeder für sich aufgebaut. Somit unterscheidet sich die Bildwirkerei von anderen Webtechniken durch die Unterbrechungen im Schuss und ermöglicht eine Farb- und Motivvielfalt, die der Malerei ähnelt.

Das Ineinandergreifen von Entwurf und Technik gibt dabei die Ordnung und den Arbeitsrhythmus vor, den Milde besonders liebt. Denn kein Schiffchen führt den Schussfaden von einer Kante zur anderen. Auch öffnet sich das Webfach nicht rapporthaft, um dem Gewebe unterschiedliche Strukturen und Muster durch ein sich wiederholendes Zusammenspiel von Kette und Schuss zu geben. Nein, hier ist es gerade umgekehrt: Es gibt kaum wenn gar keine Wiederholungen im Schuss. Auch ist die Kette der Träger, sozusagen der innere Kern des Gewebes und somit im fertigen Teppich nie unbedeckt und daher nicht sichtbar. Allein die farblich unterschiedlichen, über grössere und kleinere Abschnitte eingetragenen Schussfäden bestimmen das Muster.

 

Werkschau in Berlin-Pankow

 

Andrea Milde, 1992, Collage 92, 140 cm x 214 cm, Bildwirkerei. Kette: Baumwolle, 5 Fäden/cm, Schuss: Jute, Wolle, Leinen, Baumwolle. ©Andrea Milde

Milde kombiniert ihre lustvolle Hingabe zur rein handwerklichen Tätigkeit mit der freien Assoziationsfähigkeit der bildenden Künstlerin. Kein Wunder also, dass sie das KUKU-mobil konzipiert, um als reisende Künstlerin mit einem Aufsehen erregenden Durchhalteprojekt textile Interventionen im öffentlichten Raum voranzutreiben.

Zu ihrem Einstand in Berlin allerdings präsentiert die VHS-Pankow in Zusammenarbeit mit dem Museum Pankow eine Werkschau von Andrea Mildes Arbeiten. Seit dem 7.  und bis zum 30. September können Sie in der Ausstellung Nach Strich und Faden buchstäblich was erleben.

Andrea Milde, Las Negras, 1994. Ausstellungsansicht 2017 ©Maja Peltzer

 

Andrea Milde, 2001, Sieben Marien, reliefartiges Detail, 2017 ©Maja Peltzer

 

Andrea Milde, Ausstellung „Nach Strich und Faden“, Rückseiten von Collage 87 und 92,  1987/92, Bildwirkerei. Kette: Baumwolle, 5 Fäden/cm, Schuss: Jute, Wolle, Leinen, Baumwolle. Ausstellungsansicht 2017 ©Maja Peltzer

Ort: Im Museum Pankow, Kultur-und Bildungszentrum Sebastian Haffner an der Prenzlauer Allee 227/228 in 10405 Berlin.

 

 

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Mit freundlicher Genehmigung © Andrea Milde

Einladung der VHS-Pankow

Weitere Links:

KUKU-mobil

Blog von Andrea Milde, Beitrag zur Ausstellung nach Strich und Faden

Ausstellungsbeitrag auf facebook

Hier folgt die spanische Version des Artikels:

 La experta de una técnica artesanal casi olvidada

 

Impresión de la exposición „Nach Strich und Faden“ de Andrea Milde. En el local del Museum Pankow . ©Maja Peltzer

 

Andrea Milde es tejedora y elabora sus tapices en una técnica raramente ejercida en la actualidad. Con esto domina un sistema técnico artesanal denominado también técnica cultural, noción contemporánea de las ciencias culturales, que entre otros se dedica a la investigación de las herencias culturales dignas de protección. Desde abril de 2017 Andrea Milde reside con su familia hispano-alemana en Berlín después de haber vivido 30 años en España, primero en Madrid y los últimos 11 en la pequeña ciudad de Aguilar de Campoo, en Castilla y León. Desde el 7 de septiembre hasta el 29 de octubre ha presentado una muestra de sus trabajos en la exposición con el título „Nach Strich und Faden“ en Berlín, con la que se ha podido introducir a la vida cultural del lugar. Los últimos años en España dirigió un centro enfocado en el arte de tejer tapices, el trabajo cultural de base e intervenciones textiles en espacios públicos.

Partiendo de este centro cultural estático, Milde refleja actualmente la continuación de su trabajo cultural y de su vida como artista en el Berlín vibrante y redefine su proyecto con el KUKU- móvil.

Modell des Bauwagens auf einem Caféhaustisch bei unserem Treffen in Berlin-Schöneberg. ©Maja Peltzer

El remolque en ruta

Con un remolque convertido en un taller en miniatura -el KUKU-móvil- Milde proyecta para el año 2020 un recorrido a través de Europa desde la costa atlántica de Portugal hasta el corazón del continente, Berlín. La tradición nómada de las tejedoras le sirve como modelo para este proyecto. Inspirada por su modo de trabajar, Milde quiere trasladar bocetos de otros artistas al telar, en este caso sobre el tema „Europa“.

En la primera fase de su proyecto, Milde muestra la elaboración de los tapices redefiniendo el marco de las ventanas a través de las cuales puede ser observada, como un marco de cuadro o marco digital, con la diferencia de que el observador podrá acercarse y dirigirse a ella. Como concepto, el Kuku-móvil es una escultura interactiva y en cuanto al contenido implica a cuadros de escenas cotidianas en talleres o cocinas. Los bodegones de Goya, por ejemplo, forman parte de este género pictórico, y resultan de especial interés las representaciones de trabajadores textiles que cosen, tejen, bordan o hilan. A este género pertenecen, entre otros,  Las hilanderas de Velázquez, Los tejedores de Liebermann, Tejedores de van Gogh y el Ciclo de Tejedores de Kollwitz. También se podrían incluir aquí las fotografías contemporáneas, por ejemplo, de reportajes sobre la industria textil. Estas son casi todas representaciones realizadas en el contexto del empobrecimiento de los artesanos durante el surgimiento de la producción textil industrial, y con eso tematizan la velocidad, respectivamente la lentitud, en la elaboración artesanal de textiles. Una de las preguntas abiertas que Milde aborda con el Kuku-móvil es cómo la velocidad que ella misma muestra del oficio manual y su aparentemente obsoleta lentitud interactúan con la percepción de velocidad de la generación digital.

 

Europa y el continuo de urdimbre

 

Milde elige al remolque convertido en un taller móvil no solamente porque la lentitud y lo nómada formen parte de su personalidad y de su oficio. Más bien le atrae la idea de trabajar con bocetos de artistas de diferente orígenes, en total de 10 naciones europeas y tejerlos sucesivamente sin cortar la urdimbre entre cada uno. Terminado el trabajo de los tapices de Europa está previsto exponerlos siguiendo el ejemplo de un carrete fotográfico, una tira de diapositivas o una secuencia de dibujos animados, para que contribuyan con su urdimbre continua a la reflexión sobre la Europa unida.

 

La artista

 

Andrea Milde en nuestro primer encuentro en Berlin-Schöneberg. ©Maja Peltzer

En sus inicios, hacía los años 80, Milde se interesó por la pintura y su mentora Annette Hülsenbeck le aconsejó aprender la técnica de la elaboración de tapices en Aubusson en L’École Nationale d’Art Décoratif, una de las tres instituciones de formación para tejedores en Francia. Esta antigua técnica, también llamada gobelino, con sus más antiguos fragmentos descubiertos en tumbas egipcias y con el más conocido ejemplo denominado La dama con el unicornio (que además inspiró a la decoración de la sala de los Gryffindor en las películas de Harry Potter) fascinó a Milde.

 

Andrea Milde, 2017, Dualidad (titulo laboral), 150 cm x 188 cm (detalle de la producción), Tapiz. Urdimbre: algodón, 7 hilos/cm, trama: lino, algodón, lana, seda, lurex de oro. ©Andrea Milde

 

La elaboración de tapices: la técnica de la trama interrumpida

 

Milde describe apasionadamente, cómo se integran los colores y los motivos en la superficie de la construcción textil. Para trabajar los colores locales del boceto en el tejido, se enrolla cada color de la trama en su propia canilla. Las zonas diferentes en color y textura se construyen pasando la trama, como al zurcir, alternativamente por debajo o encima de la urdimbre (ligamento tafetán), comprimiéndola después con un peine. Es aquí donde esta técnica se diferencia de otras: por la interrupción de la trama que posibilita una complejidad de colores y motivos parecida a la pintura.

El específico engranaje de boceto y técnica dicta el orden y el ritmo de este oficio que Milde tanto aprecia. Porque no hay lanzadera que lleve la trama de una orilla a otra. Tampoco se abre una calada dirigida por el rapport, el juego repetido de trama y urdimbre que da al tejido su estructura y diseño. No, aquí es al revés: no hay casi nunca repeticiones en la trama, y aunque la urdimbre es la portadora de la trama y el núcleo escondido del tejido que en el tapiz terminado nunca queda al descubierto, no se ve. Por eso son solamente los hilos de la trama incorporados en la superficie textil los que definen el diseño.

 

Andrea Milde, 1992, Collage 92, 140 cm x 214 cm, Tapiz. Urdimbre: algodón, 5 hilos/cm, trama: yute, lana,lino, algodón. ©Andrea Milde

La exposición de sus obras en Berlín

Milde combina su placentera dedicación al oficio artesano con la libertad asociativa del artista visual y plástico, y concibe el KUKU-móvil para intervenciones textiles en el espacio público como un impactante proyecto de resistencia de una artista nómada.

La celebración de su llegada a Berlín ha sido posible gracias a la colaboración entre El Museo de Pankow y la Universidad Popular de Pankow. Sus obras han sido accesibles al espectador curioso desde el 7 de septiembre hasta el 29 de octubre en el Museum Pankow, Kultur-und Bildungszentrum Sebastian Haffner, Prenzlauer Allee 227/228, 10405 Berlin, Sala 108.

Agradesco a Juan José Sánchez González, marido de Andrea Milde. Me ayudó a darle el último toque al texto. Es hombre de letras y, lo que con este nombre no sorprende, hispanohablante nativo.

Links:

KUKU-móvil

Al artículo sobre la exposición en el Blog de Andrea Milde

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