Ein Hühne sitzt inmitten von Steinen und Wollknäulen und schaut von einer Anhöhe auf das im Kessel liegende Athen, auf die Akropolis und in weiter Ferne auf das blaue Meer. In seinen Händen hält er besenstieldicke Holzstricknadeln. Eine überdimensionale Wolldecke aus schwerer, nach Schaf riechender weißer Wolle fließt zu seinen Füssen dahin. Die Wolldecke ist so groß, dass sie sich wie eine wärmende Landschaft über die Steine biegt und dazu einlädt, sich in ihren weiten Falten niederzulassen. Der Hühne arbeitet und ruht in einem klaren Rhythmus: mit ausufernden Bewegungen strickt er unter angestrenger Konzentration Masche für Masche, dann lässt er den Blick schweifen. Wilde, zottelige Hunde lungern um ihn herum. Es geht ein leichter Wind, Autolärm mischt sich mit Grillengezirpe, es riecht nach trockener Erde und Stadt.
In Griechenland sind Wahlen und Athen ist wie ausgestorben, die vielen Landflüchtigen sind an ihre Geburtsorte zurückgekehrt, denn nur dort können sie ihre Stimme abgeben. Andere huschen wie kleine schwarze Punkte auf der Suche nach Arbeit durch die schwelende Hitze der Stadt. Sie haben die Überquerung des Mittelmeeres überlebt und es ist ihnen nicht vergönnt, irgendwohin zurückzukehren. Sie suchen nach Orten, an denen sie sich niederlassen, von den Strapazen ausruhen, ihre Verluste beweinen und ihre Heimatlosigkeit verarbeiten können.
Und der Hühne strickt, schaut und strickt. Die Decke füllt sich, es ist ein Gekrabbel, dass das Weiß der Wolle sich grau färbt. Schließlich kommt Ruhe auf und alle, auch der Hühne, fallen in einen tiefen Schlaf.
So geträumt nach dem Besuch der ZEUGHAUSMESSE MODERN CRAFT, die vom 10-13.Dezember 2015 im Deutschen Historischen Museum stattgefunden hat. Dort traf ich Thomas Overesch, der unter anderem herrliche großmaschige Wolldecken strickt und in Berlin verkauft. Thomas Overesch in Berlin
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