Augenwischer

Maja Peltzer, 2018, Zerknitterter Stoff, Liberty-Print von 2009. ©Maja Peltzer

Freier Eintritt in der Berliner Nationalgalerie: ab April 2018, jeden ersten Donnerstag des Monats von 16-20 Uhr. Wow, dachte ich, wie in London! Freier Eintritt in staatlichen Museen – endlich auch bei uns! 

 

Doch dann sah ich das Motto, unter dem diese Aktion für ein Jahr laufen soll: 

VOLKSWAGEN ART 4 ALL 

und mich überfiel ein mulmiges Gefühl:  Volkswagen – Kunst ? Was soll das denn sein ? Computerchips an Dieselschäumchen ? Simulationen einer gesunden Umwelt ? Installationen mit Meßinstrumenten, die, so wie die manipulierten Motoren bei behördlich verordneten Tests, mit Einspritzungen von Harnstoff arbeiten ? 

Und überhaupt: Seit wann darf eine Firma, Skandal hin oder her, den Begriff Kunst für sich beanspruchen ? Ist jetzt jedes Kunstobjekt der Nationalgalerie, das der Besucher an den vier Stunden des ersten Donnerstags eines Monats betrachtet, fein mit NOx, dem gefährlichen Stickoxid, eingestaubt ?  Oder werden da VW-Käfer frei nach Jeff Koons in Vollgold ausgestellt?

 

Maja Peltzer, 2018, Fotografie eines Arrangements: Computerausdruck einer Bildschirmfotografie an Goldlocken aus Draht. Quelle Käferfotografie: http://www.autobild.de/klassik/bilder/das-goldene-klassik-lenkrad-2012-die-gewinner-3674675.html#bild2  @Maja Peltzer

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Ich finde es richtig, dass die Volkswagen AG an ihrer Reputation arbeitet und Buße tut und bin mir sicher, dass das Angebot von freiem Eintritt plus künstlerischem Rahmenprogramm sehr gut aufgenommen wird. Ich möchte die Kulturarbeit der Volkswagen-Stiftungen auch nicht diskreditieren, denn sie  ist wirklich vorbildhaft und hat aus meiner Sicht insbesondere mit der Ausstellung Kunst und Textil im Jahr 2013/4 Maßstäbe gesetzt.

Was den Titel der Iniative betrifft, kann ich allerdings nicht an mich halten ! Allein schon der Name VOLKswagen zeigt doch immer noch, aus welcher Zeit er stammt! Und was hilft das jugendliche 4 ALL, wenn der Name Volkswagen aus aktuellem Anlass für eine Täuschung der Öffentlichkeit, für eine Täuschung von Allen steht ? Da hilft es auch nichts, wenn man heute weiß, dass viele Autohersteller dasselbe taten. Besser wäre es, die Aktion – ART 4 ALL. Gesponsert von der Volkswagen AG – zu betiteln. Denn eines ist doch klar: Volkswagen-Kunst gibt es nicht und Sprachgefühl braucht es gerade dann, wenn Freie Kunst auf Lobby-Arbeit durch Kultur-Sponsoring trifft, denn Sprache bildet Bewußtsein und wer das nicht glaubt, der ist ein Augenwischer.

PS: Jeder, der 1+1 zusammen zählen kann, weiß heute übrigens doch auch, dass der Indivual-PKW eigentlich kurzfristig zumindest aber mittelfristig ein Auslaufmodell ist! Wenn also die Rede von „für die Gemeinschaft (nicht Volk!) etwas tun“ ist, dann doch wohl dahingehend, dass tragfähige und nachhaltige Alternativen für den Individualtransport her müssen, die der am eigenen Auto so geliebten Mobilität, Privatsphäre und Flexibilität das Wasser reichen können.

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